Buchinhalt "Pferde verstehen"
- Entwickungsgeschichte des Pferdes
- Ethologie (Verhalten)
- Sinneswahrnehmung
- Lernverhalten
- Kommunikation
- Bodenarbeit
- Verladen
Prüfungsteile
- Teil 1: Theoretische Einführung und Grundlagen der Bodenarbeit
- Teil 2: Führtraining
- Teil 3: Gelassenheitstraining
- Teil 4: Geschicklichkeitstraining
In der Prüfung werden die Teile 1-4 absolviert. Dabei kann der Teil 1 anhand eines
Prüfungsgesprächs zu den praktischen Teilen erfolgen. Die Teile 2-4 werden als praktische
Prüfung abgelegt. Dabei wird die Interaktion mit dem Pferd bewertet.
Trense, Halfter mit Führstrick, Knotenhalfter mit Bodenarbeitsseil, Longe,
Gerte, Beinschutz ist möglich.
Es muss sichergestellt sein, dass die Ausrüstung pferdegerecht ist.
Bei der praktischen Prüfung sind Handschuhe empfohlen, das Tragen eines Reithelms ist freiwillig.
Teil 1 Theoretische Einführung und Grundlagen der Bodenarbeit
- Definition, Trainingsmethoden
- Formen und Inhalte der Bodenarbeit
- Ziele und Nutzen der Bodenarbeit für Pferdehalter, Pferdesportler und Pferd
- Verhalten, Wahrnehmung, Lernfähigkeit des Pferdes
- praktische Bodenarbeit (Grundlagen u.a. Ausrüstung für Führenden und Pferd, Führposition,
Führtechnik, Signalgebung, Körpersprache, Stimmkommandos), Sicherheitsaspekte
im Basis-, Geschicklichkeits- und Gelassenheitstraining
Das Prüfungsgespräch kann im Anschluss an die praktischen Prüfungen durchgeführt
werden. Inhalt der Prüfungen sind Basiswissen aus dem Buch „Pferde verstehen - Umgang
und Bodenarbeit“ sowie eine Reflexion der gezeigten praktischen Prüfungsaufgaben.
Teil 2 Führtraining
- Präzises Führen von beiden Seiten
- Anhalten, Stehenbleiben
- Gehorsames Stillstehen
- Rückwärtstreten lassen
- Tempowechsel, Gangartwechsel
- Handwechsel/Seitenwechsel der Führperson
- Hufschlagfiguren
Die Prüfung zum Führtraining beinhaltet alle o.g. Übungen. Es ist möglich die Übungen anhand
einer Aufgabe zu absolvieren.
Bewertet wird die Interaktion zwischen dem Führenden und Pferd. Dabei wird die feine und
genaue Signalgebung und die Körperhaltung der Führperson (Blickführung, Bewegungen,
Gestik) sowie die exakte Ausführung der gestellten Aufgaben berücksichtigt. Ebenso ist darauf
zu achten, dass das Pferd die gestellte Aufgabe willig, losgelassen, aufmerksam und taktrein absolviert.
Die Ausrüstung muss richtig verschnallt werden und ihr Einsatz muss angemessen sein.
Gerte und Bodenarbeitsseil dürfen nicht im Kopfbereich eingesetzt werden und keinesfalls
den Kopf berühren.
Präzises Führen
Es wird bewertet, wie der Prüfling sein Pferd sowohl von der linken als auch von der rechten
Seite auf vorgegebener Linie führt und gefühlvolle Hilfen einsetzt. Die Führperson und das
Pferd gehen gleichzeitig los. Grundsätzlich soll sich das Pferd am Tempo der Führperson
orientieren. Die Führposition befindet sich zwischen Genick und Schulter des Pferdes und
soll beibehalten werden.
Anhalten, Stehenbleiben
Bewertet wird das punktgenaue Anhalten auf das Signal zum Halten (Möglichst ohne
Handeinwirkung bei durchhängendem Strick/ Seil/ Zügel).
Gehorsames Stillstehen
Ziel ist das ruhige, gelassenes Stehen auf allen vier Beinen bis ein neues Signal erfolgt.
Rückwärtstreten lassen
Bewertet wird das gehorsame, prompte, taktreine und willige Rückwärtstreten des Pferdes
auf gerader Linie und die korrekte und angemessene Signalgebung der Führperson
Das „Rückwärtstreten lassen“ kann in der Halle oder auf dem Außenplatz geprüft werden.
Der Prüfling soll das Pferd aus dem Halten eine Pferdelänge auf gerader Linie
zurücktreten und danach wieder zum Halten kommen lassen.
Zum Zurücktreten kann sich der Führende mit Blickrichtung zur Kruppe drehen und
dabei neben dem Pferd mit den Zügeln in einer Hand stehen. Mit der anderen, freien
Hand oder mit der Gerte darf ein leichter Impuls in Höhe des Buggelenks gegeben
werden. Alternativ kann der Führende in Blickrichtung des Pferdes stehen bleiben und
das Pferd durch leichte Impulse und Stimmkommandos rückwärts richten.
Beim „Rückwärtstreten lassen“ werden die Signalgebung der Führperson
(Körperhaltung, Stimmhilfe, Berührung mit Gerte oder Hand ) und die Ausführung der
Übung durch das Pferd (gehorsam, gerade, im Zweitakt) bewertet.
Tempowechsel und Gangartwechsel
Das Pferd soll der Tempoveränderung der Führperson folgen. Bewertet wird, wie der
Prüfling das Gangmaß des Pferdes verkürzen und verlängern sowie fließende Übergänge in
eine andere Gangart durchführen kann. Dabei ist auf das richtige Maß der Signalgebung für
die punktgenaue Umsetzung zu achten.
Handwechsel/Seitenwechsel der Führperson
Der Handwechsel kann im Halten oder in der Bewegung erfolgen. Bewertet werden das sichere
Handling der Ausrüstung sowie das fließende Wechseln der Führperson vor dem
Pferd, ohne es in seiner Bewegung zu behindern (Pferd darf Takt nicht verändern).
Hufschlagfiguren
Bewertet wird die korrekte Ausführung gemäß Richtlinien Band 1
Beispiel
- Bei x aufstellen mit Blick zu den Richtern(Position Richter bei E) , Grüßen
- Im Schritt anführen, am Hufschlag linke Hand
- Auf dem Hufschlag bis Pylone 2 führen, bei Pylone 2 anhalten
- Bei Pylone 2 rückwärtstreten lassen (mindestens eine Pferdelänge)
- Im Schritt anführen und bei Pylone 2 antraben,durch die Ecke traben bis Pylone 3
- Anhalten bei Pylone 3 aus dem Trab
- Danach Schritt und in der zweiten Ecke der kurzen Seite eine Kehrtvolte im Schritt
- Vor dem Hufschlag Seitenwechsel (des Führenden) im Schritt vor dem Pferd
- Bei Pylone 3 antraben und Volte im Trab in der Ecke, bis Pylone 2 weiter traben, dann wieder Schritt
- Ab Pylone1 Schritte verlängern, vor der nächsten Ecke wieder verkürzen
- Durch die Ecke führen, anhalten bei Pylone 4
- Rückwärtstreten lassen in die Ecke
- Im Schritt bis Pylone 5 und nach 5 Kehrtvolte führen
- Seitenwechsel (des Führenden) im Stehen auf dem Hufschlag vor dem Pferd
- Mitte der kurzen Seite abwenden auf die Mittellinie
- Auf Höhe von Pylone 1 eine Acht im Schritt führen: Beginn Volte nach links, dann
Handwechsel auf der Mittelline im Schritt und Volte nach rechts
- Bis x auf der Mittellinie geradeaus nach links zu den Richtern abwenden, anhalten und grüßen
Teil 3 Gelassenheitstraining
- Kurzlonge (Tempo- und Gangartwechsel)
- Engpässe
- GHP Hindernisse
Die Prüfung muss mindestens zwei der drei möglichen Aufgabengebiete beinhalten.
Kurzlonge
Bei der Kurzlonge bewegt sich das Pferd in einem Abstand von mind. 3 bis 5m zur Führperson
an einer verkürzten Longe oder einem Bodenarbeitsseil. Es kann in allen drei Grundgangarten
sowohl auf einer kreisförmigen als auch auf geraden und gebogenen Linien gearbeitet
werden. Bewertet werden fließende, genaue und harmonische Übergänge sowie die
angemessene Signalgebung der Führperson.
Beispielaufgabe 1
Das Pferd wird auf einer 8 bis 10m großen Volte in einer Ecke der Halle oder des Außenplatzes
gearbeitet. Verlangt werden exakte Übergänge zum Halten, fließende Übergänge
innerhalb der drei Grundgangarten (Voltengröße angepasst an die Gangart) und flüssiges
Rückwärtstreten lassen in die Ecke (gemäß Ausbildungsstand).
Weiterführende Variante
Wechsel in die nächste Ecke, indem das Pferd über den Hufschlag in die nächste Ecke geleitet
wird. Die Führperson befindet sich auf Kopfhöhe des Pferdes und behält die ursprünglich
gewählte Distanz aus der Volte bei. Der Wechsel der Linienführung kann in allen drei
Grundgangarten durchgeführt werden.
Beispielaufgabe 2
Auf der Mittelinie werden zwei Pylonen im Abstand von 10m aufgestellt. Das Pferd soll zunächst
eine Volte um eine Pylone herumgehen und dann zwischen den beiden Pylonen auf
Kommando ohne Änderung der Gangart die Hand wechseln und eine Volte um die zweite
Pylone gehen. Dabei soll aus der Vogelperspektive betrachtet eine Acht entstehen.
Bewertet wird die Interaktion zwischen Führperson und Pferd. Dabei ist auf die richtige
Körpersprache und Signalgebung des Führenden sowie auf seine Reaktions- und Korrekturfähigkeit
zu achten.
Engpässe
Geprüft wird das Führen durch Engpässe. Bewertet wird der sichere Wechsel der Führposition
vor das Pferd und das willige und gelassene Passieren des Engpasses, der beispielsweise
durch Strohballen, Hindernisse oder ähnliches aufgebaut werden kann.
GHP Hindernisse
Grundsätzlich sind alle Hindernisse zulässig, die in der GHP abgefragt werden können.
Das Training von GHP Hindernissen basiert auf dem Prinzip der Desensibilisierung.
Dabei wird die Stärke der „Schreckreize“ stufenweise immer nur so weit gesteigert, dass
keine Fluchtreaktion ausgelöst wird. Zusätzlich wird die Neugier des Pferdes genutzt, damit
es sich dem Schreckreiz freiwillig nähert und das unbekannte Objekt untersucht, um
schließlich gelassen daran vorbei oder darüber zu gehen.
Die Übungen zur Gelassenheit werden zur Sicherheit zunächst in der Reithalle bzw. auf
einem umzäunten Reitplatz durchgeführt.
Dabei geht die Führperson immer neben dem Pferd auf derjenigen Seite, die zwischen
Schreckreiz und Pferd liegt, damit der potenzielle Fluchtweg nach vorwärts-seitwärts
freigehalten wird.
- Plane
- Brücke
- Podest
- Dosensack
- Regenschirm
- Mülltonne
Teil 4 Geschicklichkeitstraining
- Seitliches Verschieben des Pferdes
- Stangen am Boden
- Arbeit in Ecken
- Pylonenarbeit
Die Prüfung muss mindestens zwei der vier möglichen Aufgabengebiete beinhalten.
Es ist möglich, die Teile anhand einer Aufgabe zu absolvieren.
Seitliches Verschieben des Pferdes
Hierzu zählen Vorhandwendungen, Wendungen um die Hinterhand, Übertreten lassen,
Seitwärtverschieben und Seitwärtsfolgen. Das Seitwärtsverschieben und das Seitwärtsfolgen
können an der Bande oder auf einer vorgegebenen Linie erfolgen. Bewertet werden
das willige und flüssige Weichen/Folgen des Pferdes und die Signalgebung der Führperson.
Stangen am Boden
Die Stangen können analog gerade überschritten werden oder über einer Stange
kann angehalten werden. Zudem ist auch Seitwärtsverschieben oder Seitwärtsfolgen über
der Stange möglich. Bewertet werden die willige und gelassene Ausführung der Aufgabe
durch das Pferd und die Signalgebung der Führperson.
Halten über der Stange
Das Pferd soll aus dem Schritt über der Stange zum Stehen gebracht werden. Dabei
können verschiedene Varianten abgeprüft werden:
a) Beim Halten über der Stange wird das Pferd an die am Boden liegende Stange
herangeführt, wobei etwa 3 m vor der Stange das Tempo verlangsamt und das Pferd
aus dem Schritt so angehalten wird, dass die Vorhand vor der Stange und die
Hinterhand hinter der Stange stehen bleibt.
b) Beim Halten über der Stange wird das Pferd an die am Boden liegende Stange
herangeführt, wobei etwa 3 m vor der Stange das Tempo verlangsamt und das Pferd
zunächst vor der Stange zum Halten gebracht werden soll. Daraufhin soll das Pferd
aufgefordert werden, den ersten Schritt mit den Vorderbeinen über die Stange zu
machen und danach stehen zu bleiben.
Stangenlabyrinth
Beim Stangenlabyrinth soll das Pferd im Schritt den vorgegebenen Weg innerhalb der
gelegten Stangen gehen. Die Aufgabe liegt darin, das Pferd fehlerfrei, das heißt ohne
seitliches Verlassen des Stangenlabyrinths und auch ohne Berühren von Stangen, zu
führen. Die Position des Führenden darf beliebig wechseln, das heißt er darf auch
außerhalb der Stangen gehen/stehen.
Bewertet werden das ruhige Ausführen der Übung mit der Möglichkeit jederzeit
anzuhalten, die korrekte Linienführung sowie die Eindeutigkeit und Feinheit der
Hilfengebung/ Kommunikation.
Unregelmäßige Stangenreihe
Die Pferde sollen aufmerksam, gelassen und ausbalanciert im Schritt über eine
festliegende unregelmäßige Stangenreihe gehen. Die unregelmäßige Stangenreihe wird
im Schrittabstand aus Bodenstangen und Cavalettis bis zu einer Höhe von max. 20cm
aufgebaut.
Stangenkreuz
Beim Stangenkreuz wird das Pferd zunächst diagonal über die gegenüberliegenden
Ecken der im Quadrat liegenden Stangen geführt (die Stangen ragen an den Ecken so
heraus, dass ein Kreuz entsteht). Nach Aufbau des Stangenkreuzes (um ein Wegrollen
zu verhindern liegt immer eine Seite einer Stange oben, die andere unten) wird das
Pferd zunächst über eine Ecke, dann über die diagonal gegenüber liegende Ecke geführt.
Bewertet werden die Ausführung der Übung durch das Pferd (Gelassenheit,
Trittsicherheit, Gehorsam) und die Signalgebung des Führenden (Korrektes mittiges
Anführen des Pferdes).
Bei auftauchenden Schwierigkeiten wird bewertet, wie gut der Führende die Situation
beurteilen und lösen kann (Verringern des Schwierigkeitsgrades, Beendigung der
Übung mit einer gelungenen Ausführung).
Dabei werden Führposition, Körperhaltung, Stimmhilfe sowie der Einsatz von
Hilfsmitteln (z.B. Gerte) bewertet.
Arbeit in den Ecken
Führen des Pferdes (nicht Longieren) auf einem engen Kreisbogen in einer Ecke im Schritt.
Bewertet wird die korrekte Längsbiegung des Pferdes und die Signalgebung bzw. Körpersprache
der Führperson.
Pylonenarbeit
Die Pylonen können eingesetzt werden, um das präzise Führen innerhalb der Bahn zu prüfen.
Dabei sollen punktgenaue Übergänge an den Pylonen gezeigt werden. Möglich sind
ebenfalls gebogene Linien um Pylonen und das seitliche Verschieben der Pferde zwischen
Pylonen. Bewertet werden die exakte Ausführung und die Signalgebung der Führperson.